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Tausend neue Eindrücke und einen Muskelkater nehmen wir mit von unserer ersten Insel auf den Marquesas.
Nach einem ausgedehnten Frühstück, bei dem wir die unglaubliche Kulisse der Bucht auf uns wirken lassen, machen wir uns fertig zum Landgang. Im kleinen Hafen von Hanavave werden wir empfangen von einer Kinderschar. "Bonbon?" Fragende Blicke begegnen uns von allen Seiten. Vom Ankerplatz aus haben wir nicht einmal gesehen, dass hier ein Ort ist. Meine Taschen sind leer, leider. "Demain", morgen, verspreche ich ihnen. Auf der Überfahrt habe ich ein wenig meine Französischkenntnisse aufgefrischt. Jetzt in französisch Polynesien kann ich sie in der Praxis anwenden.

Wann werden wir es endlich lernen? Die schönsten Plätze sind nicht diejenigen, welche im Cruisingguide angepriesen werden und auch selten jene, von denen gute Segelfreunde schwärmen.
Von Mittwoch Abend bis Samstag Vormittag liegen wir im engen, schmutzigen und lauten Ankerplatz von Hiva Oa. Wenigstens haben wir jetzt endlich ohne Probleme einklariert in Französisch Polynesien. Der Gendarmerieposten ist aber nur am Montag, Mittwoch und Freitag vormittag geöffnet. Wir haben auch brav die Sehenswürdigkeiten von Atuona besichtigt. Am Friedhof hoch über dem Ort liegen der Maler Paul Gauguin und der Dichter und Sänger Jacque Brel begraben, die immer noch für den hiesigen Tourismus sehr zugkräftig sind. Nicht ohne Grund geht am Samstag früh ein Kreuzfahrtschiff außerhalb der Bucht vor Anker.

Bevor es uns zu gut gefällt auf den Marquesas, reißen wir uns los und steuern das nächste unbekannte Ziel an. Bei einer netten Familie versorgen wir uns noch mit Pampelmusen, Bananen und Brotfrüchten im Tausch gegen eine kleine Flasche Rum.

Lächerliche fünfhundert Meilen trennen die Tuamotus von den Marquesas. Was ist das schon für erfahrene Langstreckensegler? Der Wetterbericht sagt Wind aus ENE bis ESE mit ungefähr fünfzehn Knoten voraus. Wir sind am Donnerstag vor Sonnenuntergang ausgelaufen, am Montag wollen wir bei gutem Licht ankommen.

Es ist höchste Zeit, einem großen Unbekannten zu danken. Ich weiß nicht, ob schon jemand daran gedacht hat, dem Erfinder der Antirutschmatte ein Lob auszusprechen. Diese weichen, löchrigen Gummideckerl, die auf Felix ganz unauffällig am Tisch, auf der Arbeitsplatte und am Nachtkästchen herumliegen, erleichtern unser Leben ungemein. Häferl, Gläser, Teller und Schüssel bleiben darauf stehen wie angeklebt. Bei dem derzeitigen Seegang mit drei bis vier Meter hohen Wellen, die unser Boot immer wieder seitlich anrempeln, wüsste ich nicht, wie ich ohne diese praktischen Hilfsmittel kochen sollte.

Um 10 Uhr vormittags, nach drei Tagen und siebzehn Stunden auf See, liegt das erste Atoll der Tuamotus vor uns. In einer viertel Stunde ist Niederwasser. Kurz nach Tidenumkehr ist die Strömung im Pass am geringsten und die ideale Zeit um einzulaufen. Dass wir den Zeitpunkt so genau erwischen, hätten wir selbst nicht geglaubt. Der gute Wind aus Nordost mit über zwanzig Knoten hat uns in der Nacht dabei geholfen.

Heute haben wir erfahren, dass Dieter am 6. Juni verstorben ist. Mit Gerda hat er sich auf den Perleninseln in Panama sein Paradies geschaffen und wir haben wahrscheinlich als letzte der vorbeiziehenden Segler einige unvergessliche Tage mit den beiden verbringen dürfen.

Ich stehe am Ausguck und Lois am Steuer. Wir haben die Genua gesetzt und lassen zur Sicherheit auch einen Motor laufen. Quer durch das Atoll von Makemo nehmen wir Kurs auf zwei kleine Palmeninseln im Südosten. Die Lagune ist gespickt mit Korallenriffen. Am späten Vormittag steht die Sonne hoch genug und die gefährlichen Untiefen zeichnen sich rechtzeitig als helle Streifen an der Wasseroberfläche ab. Sobald ich eine entdecke, ändert der Steuermann nach meinen Anweisungen den Kurs. Erst wenn wir ziemlich nahe sind und es für ein Manöver zu spät wäre, erkennen wir die braunen Korallenbänke, die von hellblau-türkisfarbenem Wasser umrahmt sind. Vor dem nördlichen Inselchen suchen wir uns einen Ankerplatz. Das Wasser ist glasklar, jede Seegurke ist im acht Meter tiefen Wasser zu erkennen.

Es ist der kürzeste Tag und die längste Nacht. Die Sonne ist bis zum nördlichen Wendekreis gewandert, und heute kehrt sie wieder um. Schon seit zwei Monaten befinden wir uns auf der südlichen Halbkugel und haben uns noch nicht daran gewöhnt, dass wir zu Mittag im Norden (!) schattenspendende Tücher aufhängen müssen. Ich komme gefühlsmäßig mit den Himmelsrichtungen nicht klar. Für uns Mitteleuropäer steht südlich des Äquators die Welt auf dem Kopf.

Wir erreichen am 25. Juni im Morgengrauen das Atoll von Tahanea. Aus dem Teavatapu-Pass strömt uns bei Ebbe das Wasser mit sechs Knoten entgegen. Beide Motoren arbeiten auf Hochtouren, die schwarzen Wellen wirken schaurig. Ich stehe wie immer am Bug und halte Ausschau nach Untiefen. Alles frei! Nach einigen spannenden Minuten drehen wir nach steuerbord ab zum Ankerplatz - geschafft!
Tahanea ist unbewohnt. Das kleine Dorf Otao ist verlassen. Zu inwirtlich sind die Bedingungen auf den Koralleninseln an Land. Die Unterwasserwelt soll dafür umso bunter sein. Das hat uns hergelockt. Im Moment ist an Tauchausflüge aber nicht zu denken. Der Wind pfeift aus Ost mit zwanzig Knoten und wird laut Prognose noch zunehmen.

Wieder lassen wir ein Atoll hinter uns. Mit der aufgehenden Sonne lichten wir in Kauehi den Anker und nehmen Kurs auf das dreißig Meilen entfernte Fakarava. Der Steuerbordmotor arbeitet. Fünf Knoten Ostwind sind zum Segeln zu wenig. Während der Überfahrt möchte ich die aktuellen Ereignisse zu einem neuen Homepagebericht zusammenfassen. Doch es wird nichts daraus. Wir fahren mitten durch einen Schwarm Vögel und fast gleichzeitig schlägt die Angel an. Ein respektabler Thunfisch hat sich an unserem Mini-Köderfisch verbissen. Lois nimmt das Gas zurück, ich stehe mit dem Netz bereit, ein Schluck Schnaps zur Beruhigung - für den Fisch natürlich - und schon bringen wir den dicken Brocken an Bord. 80 cm ist er lang und 10 kg schwer! Das bedeutet, wir sind beide für einige Zeit beschäftigt mit ausnehmen, filetieren und einkochen. Mein Bericht muss warten.

..ist der Bevölkerung von Französisch Polynesien herzlich egal. Trotzdem nehmen sie ihren Staatsfeiertag zum Anlass für ausgiebige Feierlichkeiten. In Papeete wird dieser Tag mit sportlichen Wettkämpfen, großartigen Tanzvorführungen und Aufmärschen begangen. Viele Segler zieht es zu diesem Großereignis in die Hauptstadt, wo ihnen für gutes Geld viel "Show" geboten wird.

Tumakohua, der Riffpass im Süden von Fakarava ist ein Geheimtipp unter Tauchern. Bei Flut und einlaufender Strömung machen wir unser Dingi an der Boje in der Mitte des Passes fest. Zuvor haben wir uns bei Marc vom Dive-Center "Tetamanu" über die örtlichen Bedingungen informiert. Entlang der Boje tauchen wir ab auf fünfzehn Meter und strampeln langsam zur Passmitte. Das Dingi haben wir dabei an einer langen Ankerleine im Schlepp.

Flair und Lebensweise der Tuamotus bezaubern uns. Von einem Atoll zum nächsten zu ziehen, immer wieder in eine neue und doch vertraute Inselwelt einzutauchen ist reizvoll und entspannend. Nur die Aus- und Einfahrten zu den kleinen Paradiesen sorgen zwischendurch für Nervenkitzel.

Bei Ostwind ist an Ankern vor dem Dorf Niutahi im Südwesten des Atolls nicht zu denken. Der Seegang ist beinahe stärker als auf der Überfahrt von Toau. Wir haben noch Kraut, Karotten, Paprika und Äpfel aus Fakarava. Das sind auf den Tuamotus lauter Luxusgüter, die mit Schiffen aus Papeete angeliefert werden. Auf dem kargen Boden der Koralleninseln wachsen fast nur Kokosnüsse. In Apataki fällt der Einkauf also aus, was aber nicht weiter schlimm ist. Brot, Joghurt und Kuchen mache ich regelmäßig selbst an Bord und mit Grundnahrungsmitteln sind wir auch noch gut versorgt. Nur Bananen fürs Frühstücksmüsli sind schon lange ausgegangen.

Dieseltank und Gasflaschen sind aufgefüllt, der zerrissene Spinnaker liegt beim Segelmacher und einen neuen Tauchkompressor haben wir erstanden. Den Boiler hat Lois repariert und nach einem bösen Erlebnis auf der letzten Überfahrt die automatische Lenzpumpe in der Steuerbordbilge endlich eingebaut. Na und die Motoren brauchen ein Service.

Ich rufe Papeete Harbour Control auf VHF Kanal 12. Segelboot Felix möchte die Flughafen-Landebahn passieren. Die Erlaubnis wird erteilt. "Thank you and have a nice day!" Nach drei Wochen verlassen wir das laute Papeete auf Tahiti und freuen uns auf entspannende Tage in Moorea. Nur knapp zwanzig Meilen ist die Überfahrt. Der Wind reicht kaum zum Segeln, trotzdem tanzen wir in der hohen Dünung und Kreuzsee meterhoch auf und ab. Das gefällt mir gar nicht. Heute bleibt die Küche kalt.

Die markante Silhouette des Mou´a Roa mit den umliegenden grünen Hügeln umrahmt die Opunohu Bay. Wir können uns nicht daran sattsehen. Hähne krähen, Hunde bellen und der Geruch von Rauch liegt in der Luft. Im Vergleich zu Tahiti ist es jedoch wunderbar ruhig hier und eine Wohltat für unsere Lungen.

Sonntag, 6.9. 17h00: Moorea Anker auf - 90 Meilen - Montag, 7.9. 09h00: Huahine vor Anker
Freitag, 11.9. 07h30: Huahine Anker auf - 50 Meilen - 17h00: Bora Bora an Boje

Unser Terminplan ist straffer geworden. Wir werden die Zyklonsaison nicht in den Gesellschaftsinseln, sondern in Neuseeeland verbringen. Schuld daran ist "El Nino", der für 2009/2010 vorausgesagt wird. Dieses immer wiederkehrende Phänomen soll eine Erwärmung der Wassertemperatur im Pazifik um bis zu zwei Grad bringen.

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