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Es ist der kürzeste Tag und die längste Nacht. Die Sonne ist bis zum nördlichen Wendekreis gewandert, und heute kehrt sie wieder um. Schon seit zwei Monaten befinden wir uns auf der südlichen Halbkugel und haben uns noch nicht daran gewöhnt, dass wir zu Mittag im Norden (!) schattenspendende Tücher aufhängen müssen. Ich komme gefühlsmäßig mit den Himmelsrichtungen nicht klar. Für uns Mitteleuropäer steht südlich des Äquators die Welt auf dem Kopf.

Wir liegen immer noch vor Anker in unserem abgeschiedenen Inselreich im Südosten des Makemo-Atolls. Die Australier Don und Agnes auf "Honey Moon" haben uns zwei Tage Gesellschaft geleistet und am Freitag Abend sind drei Burschen vom Dorf mit ihrem Motorboot herübergekommen. Sie haben auf "unserer" Insel frischharpunierte Fische gegrillt und sind in der Nacht mit starken Lampen in den seichten Lagunen am Außenriff auf Lobsterfang gegangen.
Zur Sonnenwende sind wir wieder allein. Wir schleppen herumliegende Palmzweige, alte Kokosnüsse und was wir sonst noch Brennbares finden zu unserer Feuerstelle. Ich bemühe mich, die widerspenstigen, gebogenen Äste zu einem schönen, hohen Turm zusammenzustellen. Neun Minuten nach fünf Uhr versinkt die Sonne glutrot im Meer. Lois entzündet feierlich den dürren Haufen, der im Nu wie Zunder lodert. Unser Sonnwendfeuer ist bestimmt bis ins neun Meilen entfernte Dorf zu sehen. Malerisch beleuchtet der Feuerschein die Palmen im Hintergrund und neugierige Fregattvögel und Tölpel ziehen in gebührendem Abstand darüber ihre Kreise. Auch am Boden herrscht reges Treiben. Wir sind nicht wirklich allein. Unzählige Einsiedlerkrebse machen sich geräuschvoll über die Reste einer Kokosnuss her, die Lois zuvor geöffnet hat, und auch unsere Cräcker finden ihre Zustimmung. Als sie dann auch noch anfangen, an unseren Bierdosen zu kratzen, ist es aber mit der Gastfreundschaft vorbei.

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