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Seit Tagen ist die Wettervorhersage günstig für die Abfahrt am 1. September. Südostwind mit gut zehn Knoten soll später zunehmen auf zwanzig Knoten. Aus unseren eigenen Quellen lesen wir etwas stärkeren Wind mehr aus Süden ab, hoffen aber doch, dass der Wetterfrosch am Funk recht hat. Wir freuen uns auf eine ruhige Überfahrt und gehen gut gelaunt durch den aufgewühlten Riffpass nahe der zauberhaften Hotelinsel Namotu.
Zu früh gefreut! Wellenberge von mehr als drei Metern klatschen gegen die Backbordwand und auch ins Cockpit.

Wir sind wie betäubt von den Ereignissen und Eindrücken der vergangenen Woche. In Vanuatu herrschen noch sehr naturverbundene Sitten, doch anstatt uns wie früher in den Kochtopf zu werfen, freuen sich die Bewohner über jeden Segler, der hier vor Anker geht.
Am ersten Sonntag im September wird Vatertag gefeiert. Auch wir sind zu diesem Fest eingeladen. Nach Toms Anweisungen packe ich gebratenen Fisch und Geschenke ein, bevor wir zum kleinen Dorf aufbrechen. Lois muss sich in die Reihe der Väter stellen, die nach einer würdigen Ansprache mit Blumenkränzen, Federn, bunten Tüchern und weißem Pulver dekoriert werden. Anschließend stärkt sich die Dorfgemeinschaft mit gebratenem Schwein, Huhn, dem traditionellen Laplap und allerlei Wurzeln und Knollen.

Bald wachsen uns Schwimmhäute. Stundenlang schnorcheln wir kreuz und quer durch die Lamen Bay im Nordwesten der Insel Epi. Der Sandboden ist mit kurzem Seegras bewachsen. Einsam schwimmt ein Riesendrücker durch die Bucht und flüchtet vor uns. Ein Stachelrochen liegt gut getarnt in einer Grube und tolpatschige Kugelfische inspizieren unsere Ankerkette. Immer wieder entdecken wir Schildkröten, die in aller Ruhe am Grund nach Futter suchen und dazwischen kurz an die Oberfläche schwimmen um zu atmen. Hier in der Lamen Bay stehen sie unter Naturschutz und werden daher nicht im Suppentopf landen.

Wie ein Ypsilon verteilen sich die 83 Inseln von Vanuatu zwischen dem 13. und dem 22. Breitengrad im Südpazifik. Wir biegen zum westlichen Arm des tropischen Landes ab, das erst seit 1980 eine selbständige Republik ist und zuvor von England und Frankreich gemeinsam regiert wurde. Kaum 200.000 Menschen leben in dieser für uns paradiesischen Umgebung mit üppig grünem Busch, weißen oder schwarzen Sandstränden und glasklarem Wasser.

Auf diese Überfahrt haben wir uns gut vorbereitet und bereits am Abend vor der Abfahrt begonnen, Stutgeron gegen Seekrankheit zu schlucken. Das Korallenmeer begrüßt uns mit zwei bis drei Meter hohen Wellen, die uns aber beiden nichts anhaben können und Felix schwingt elegant darüber hinweg.
Den strahlenden Sonnenaufgang heute habe ich verschlafen. Meine Wache beginnt erst um sieben Uhr. Eine Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht, Zähne putzen, kurz räuspern und schon checke ich bei Winfried über Kurzwelle auf 10090 ein.

Gut vertaut und mit Fendern behängt liegt Felix am Steg in der Bundaberg Port Marina. Wir sitzen beim Sonntagsfrühstück. Die Frühlinssonne scheint vom blauen Himmel, der mit einer Reihe Cumuluswolken geschmückt ist. Kaum vorstellbar, dass wir noch vor fünf Tagen mit zehn Knoten Fahrt über meterhohe Wellen geritten sind und jeder Schritt an Bord mit Bedacht und Konzentration gesetzt werden musste. Beinahe habe ich auch schon vergessen, wie mich Lois möglichst ruhig geweckt hat mit der Nachtricht, wir haben Wasser im Boot.

Badesachen und T-Shirt tauschen wir gegen dicke Jacke, Schal und Mütze. Gerne stapfen wir durch den Pulverschnee und genießen die weiße Pracht.
Winter in Österreich ist eine willkommene Abwechslung zu Südseetemperaturen und Weihnachten mit der Familie zu verbringen ist das schönste Geschenk.

Wir wünschen allen unseren Freunden - ob Segler oder Landratten - und allen, die unsere Reise mitverfolgen
ein FROHES WEIHNACHTSFEST und 365 ZUFRIEDENE TAGE IM NEUEN JAHR!


Schneemann

Viele, viele Fotos haben wir gemacht im vergangenen Jahr. Als Heimarbeit an kalten Wintertagen treffe ich daraus eine Auswahl, die unseren Freunden und allen Besuchern der Homepage das Lebensgefühl der Südsee und unsere Eindrücke von Neuseeland, Fidschi und Vanuatu näher bringen sollen. Wenn wir selbst die Bilder betrachten, schwelgen wir begeistert in Erinnerungen und wünschen auch euch viel Freude damit.

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