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Seit Tagen ist die Wettervorhersage günstig für die Abfahrt am 1. September. Südostwind mit gut zehn Knoten soll später zunehmen auf zwanzig Knoten. Aus unseren eigenen Quellen lesen wir etwas stärkeren Wind mehr aus Süden ab, hoffen aber doch, dass der Wetterfrosch am Funk recht hat. Wir freuen uns auf eine ruhige Überfahrt und gehen gut gelaunt durch den aufgewühlten Riffpass nahe der zauberhaften Hotelinsel Namotu.
Zu früh gefreut! Wellenberge von mehr als drei Metern klatschen gegen die Backbordwand und auch ins Cockpit.

Der Wind aus SSE legt zu bis über 25 Knoten, was bei unserem Kurs von 256 Grad einer kostenlosen Fahrt mit der Hochschaubahn gleichkommt. Nach langer Zeit am Boot auf teilweise sehr unruhigen Ankerplätzen werden wir das schon aushalten, sind wir überzeugt. Lois übernimmt zu Mittag den Küchendienst, dünstet Gemüse und Couscous, damit wir bei Kräften bleiben. Ich passe höllisch auf, bewege mich nur an der frischen Luft oder schlafe auf der Salonbank und trotzdem erwischt es mich wieder. Bis zum nächsten Morgen weigert sich mein Magen, irgendetwas zu behalten und auch Lois macht keinen besonders fröhlichen Eindruck. Das Gute an solchen ermüdenden Stunden ist, dass wir es umso mehr genießen, wenn sich langsam die Wogen glätten und der Wind nachlässt.
Bei meiner Nachtwache am dritten Tag zeigt das Log eine runde Zahl. 20.000 Seemeilen haben wir auf Felix zurückgelegt, seit wir 2006 im slowenischen Izola den Steuerbordmotor getauscht haben. Hochs und Tiefs haben wir in diesen vier Jahren einige durchlebt. Doch die positiven und erfreulichen Eindrücke überwiegen und bleiben länger in Erinnerung.

Am Freitag Vormittag machen wir bei schwachem ESE-Wind fast keine Fahrt mehr. Kaum haben wir Groß und Genua geborgen und den Spinnaker gesetzt, frischt der Wind wieder auf. Wenigstens gelüftet haben wir das Segel wieder mal. Ich hänge mich in das Bergeseil, runter damit und weggepackt. Stattdessen bläst sich bald darauf unser Parasailor über dem Bug auf und bringt uns bei flotter Fahrt bis ans Ziel. Zum Abschluss beißt noch ein 9-kg Wahoo, den wir mit vereinten Kräften an Bord hieven. Die Insel Tanna im Süden von Vanuatu liegt am Samstag Mittag mit ihrem qualmenden Vulkan vor uns. Gerade noch rechtzeitig korrigieren wir einen falschen Wegpunkt, der uns über eine Untiefe geführt hätte, und gehen in der weiten Bucht von Port Resolution vor Anker, umgeben von dichtem Grün, üppig bewaldeten Bergen und Vogelgezwitscher. Tom und sein Freund rudern in urigen Auslegerkanus, aus dem Stamm von Brotfrucht- und Mangobäumen, zu uns heraus. Das ist unser erster Kontakt mit den "freundlichen Eingeborenen", die vor nicht mehr als fünfzig Jahren unliebsame Besucher noch verspeist haben. Morgen sollen wir ins Dorf zum Essen kommen...


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