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""Sagt mal, von wo kommt ihr denn her...?" Jetzt weiß ich endlich, wo Schlumpfhausen liegt. Offiziell heißt diese hohe Insel mit ihrer malerischen Lagune und den kleinen Inselchen am Außenriff ja Bora Bora. Aber wohin ich schaue, sehe ich Ansammlungen von kleinen Stelzenhäuschen mit einem Haupthaus, die ins türkisblaue Wasser gebaut wurden. Mir gefällt die Vorstellung, dass hier die Schlümpfe wohnen. Oder sind das wirklich lauter Hotelresorts...?

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Unter vollen Segeln gleiten wir durch den Teavanui-Pass. Regen und tiefhängende Wolken trüben die Sicht auf Pahia und Otemanu, die markanten Spitzen des halbversunkenen Vulkankraters. Auf Kanal 16 rufe ich den Bora Bora Yacht-Club, bekomme aber keine Antwort. Mit Glück finden wir eine freie Boje und realisieren erst langsam, wo wir sind. Touristenhochburg hin oder her, von Bora Bora träumen alle Segler. Lifemusik erklingt vom Ufer. Wir machen uns landfein fürs Abendessen im Yacht-Club. Das gönnen wir uns heute. "Do you have a reservation?" Natürlich nicht, wir sind doch gerade erst angekommen. Es findet sich trotzdem ein Tisch. Die Bedienung ist freundlich und das Pfeffersteak eine delikate Abwechslung zur Nudel-Gemüse-Fisch-Bordküche.
Der Himmel bleibt grau und es regnet noch zwei Tage. Am Montag lockert es so weit auf, dass zumindest ein Tauchgang möglich ist. Wir beladen unser Dingi und tuckern durch den Pass zum Außenriff, wo wir uns eine der zahlreichen Bojen angeln, die für die Tauchboote bereitliegen. "Bist du fertig?" "OK, fertig, abtauchen!" Neugierige Drücker- und Doktorfische umschwärmen uns und gelbgestreifte Wimpelfische stoßen beinahe an der Maske an. Wir merken daran, dass die Diveguides sicher immer Futter mithaben. Plötzlich versuchen wir beide, uns möglichst unauffällig zu verhalten. Zwei beeindruckend große Zitronenhaie ziehen in geringem Abstand an uns vorbei. Sie zeigen nicht wirklich Interesse an uns, sind aber um einiges massiver als die Grauhaie von Fakarava. Ohne Zweifel sind Haie edle Tiere, aber sie aus nächster Nähe zu beobachten, ist schon ein kribbelndes Erlebnis.
"Bora Bora müsst ihr von oben sehen." Martin aus Wien, der auf "Anima III" den Globus umrundet, möchte gerne mit uns auf den Pahia gehen. Selbst war er schon zwei mal oben und am Dienstag segelt er weiter. Bei Regen ist die Tour natürlich nicht möglich. Mit seiner ausführlichen Wegbeschreibung nehmen wir am Donnerstag bei strahlendem Sonnenschein den Berg in Angriff. An diesem Tag muss ich ziemlich oft an den lieben Martin denken, nicht immer nur freundlich. Er hat wohl erwähnt, der Weg sei steil und teilweise mit Seilen gesichert. Ich habe mir darunter aber nicht vorgestellt, an einer nassen, senkrechten Felswand zu hängen, mich an einem schmutzigen Seglerseil hinaufzuhandeln und mit den Füßen kaum Halt zu finden. Wir überwinden mehrere solcher Stellen und mehrmals möchte ich eigentlich umdrehen. Doch dann sind wir oben. Kein Wölkchen am Himmel! Das Riff, die Lagune, die Inseln - unbeschreiblich! Die riesige Österreichfahne, die majestätisch im Winde weht, ist noch das Tüpfelchen auf dem i. Ich versuche, den Gedanken an den Abstieg zu verdrängen und genieße den Augenblick.

Für die Weiterfahrt decken wir uns im Ort Vaitape mit Obst und Gemüse ein. Frische Pampelmusen halten lange. Eine nette Polynesierin bietet wunderbare Früchte an. "Seid ihr am Boot?" will sie wissen. Wir sind erstaunt über ihr gutes Englisch. Sie ist vierzehn Jahre mit ihrem Mann auf See gewesen. Als junges Mädchen hat sie in Papeete gearbeitet und ist kurz entschlossen mit einem Einhandsegler aus Belgien mitgefahren. Jetzt lebt sie mit Kindern und Enkelkindern in Bora Bora und verkauft biologische Pampelmusen. Für uns ist besonders auf dieser Insel der krasse Gegensatz zwischen Luxus-Tourismus und einfachen Wohngegenden auffällig und unerklärlich. Wie kommt das, möchte ich von unserer Obstfrau wissen. Sie versteht gar nicht, was ich meine. Polynesier denken offensichtlich nicht wie Europäer. "Bei uns ist es immer warm. Es geht uns gut. Wir sind zufrieden."

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