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Mit langen Ärmeln sitzen wir beim Frühstück in der traumhaft schönen Bucht von Playa Francesa im Süden von Isla Graciosa.

Recht frisch ist es noch am Morgen, bis die Sonne endlich hinter den Wolken hervorblinzelt. Anker auf! Wind aus Nordost bis zwanzig Knoten, See mäßig bewegt, 3/8 Cumulus und Luftdruck 1018 hPa trage ich im Logbuch ein. Wir setzen den Parasailor und gleiten mit Wind und Wellen im Rücken die Westküste von Lanzarote entlang.

Mittwoch, 12. September:
Kleine Pünktchen auf der Seekarte entpuppen sich oft als idyllische Inseln. Am Samstag haben wir von Gibraltar abgelegt, fünf Tage sind wir nun schon auf See.NachtruheNachtwache Nach sechshundert Meilen, unserer ersten großen Überfahrt zu zweit, ist es ein großer und erfreulicher Augenblick, am Horizont die schwachen Umrisse einer Insel zu entdecken. Nördlich von Isla Alegranza haben wir einen Wegpunkt gesetzt. Zugegeben, mit GPS und Kartenplotter ist es keine zu große navigatorische Leistung, tatsächlich den richtigen Punkt zu treffen. Trotz aller Technik sind wir uns aber immer der Dimensionen bewusst, wie klein unser Schiffchen ist im riesigen atlantischen Ozean. Die Sonne wird bald untergehen. Wieder mal eine ganze Nacht durchzuschlafen, das wäre fein. Wir einigen uns und wollen gleich im Süden von Alegranza vor Anker gehen. Mit tausenden Sternen über uns in dieser mondlosen Nacht und dem sonderbaren Krächzen der Möwen vom schwarzen Ufer her erreichen wir unseren Ankerplatz. Schön war die Überfahrt, der Wind angenehm. Eine unmerkliche Anspannung ist trotzdem vorhanden und legt sich erst, wenn das Boot ruhig liegt. Wir schlafen wunderbar.

Freitag, 14. September:
"Schau nach vor und nicht zurück!" Immer wieder muss ich mich an diese Worte erinnern, die ich irgendwann gelesen habe. Beeindruckend und völlig fremdartig ist die eigentlich öde und ausgedörrte Landschaft auf Alegranza. Im Westen ragt ein Vulkan auf, um unsere Bucht erstreckt sich ein unberührter Strand aus feinstem rotschwarzem Lavasand.Landgang auf Alegranza Gestern haben wir einen ausgedehnten Fußmarsch über die Insel unternommen. Außer unzähligen Kaninchen in verzweigten Höhlensystemen und einer Gruppe junger Leute im romantischen Leuchtturm im Osten wohnt hier niemand mehr. Zu unwirtlich ist die Insel, die im Abendlicht in den schönsten Braun- und Rottönen leuchtet.Alegranza im Abendlicht
Wir segeln weiter Richtung Lanzarote. Der hier vorherrschende Nordostwind bläst den Spinnaker auf und zieht uns vorbei an den blendend weißen Stränden der kleinen Insel Graciosa mit den Vulkankegeln im Hintergrund. Am östlichen Kap ändert Käpt`n Alois den Kurs nach Westen durch den Estrecho del Rio, die Durchfahrt zwischen Graciosa und Lanzerote. Mit leicht mulmigem Gefühl im Bauch lassen wir den Spinnaker noch stehen. Hoffentlich frischt der Wind in der Meerenge nicht zu sehr auf. Alles bestens, wir segeln elegant dahin und bald schon tauchen vor uns an Steuerbord die Masten der Boote in der kleinen Marina Caleta del Sebo auf. Auf den kanarischen Inseln müssen auch EU-Bürger einklarieren. Vielleicht wäre das hier möglich. Kurz entschlossen bergen wir den Spinnaker und legen an der großen Mole im Osten der Marina an. Mit Schiffspapieren und Reisepässen marschieren wir zum Büro. "Wo ist denn der Hafenmeister, bitte?" fragen wir einen Mann in Uniform, die mit Lacktupfen überzogen ist. Lächelnd zeigt er auf sich. Aber jetzt ist Urlaub, Büro zu. Einklarieren..., warum, nein, erst wieder im Oktober. Legt euch ganz hinten an den Steg, dann könnt ihr bleiben. In aller Ruhe rollt er seinen Wasserschlauch fertig auf. Soll kommen was will, er hat Urlaub und ist - wie schade - der Einzige, der hier Rechnungen ausstellt. Vier Tage bleiben wir auf der Insel der Seligen. Zu unserer Freude sind auch Maria und Michael aus Kärnten, die wir in Gibraltar kennen gelernt haben, mit Shalimar II hier gelandet. Als nächstes entdecken wir noch einen Katamaran mit dem Namen "SCUD". Den kennen wir doch auch! Auf der Überfahrt hat mich ein Segler über Funk gebeten zu überprüfen, ob sein Navigationslicht weit genug zu sehen ist. Sierra, Charly, Uniform, Delta hat er seinen Schiffsnamen buchstabiert. Graciosa zieht alle an!

Im Restaurant Varadero treffen wir uns zum Abendessen und begrüßen uns wie alte Bekannte. Die Amerikaner Tina und Peter sind schon seit fünfundzwanzig Jahren rund um den Globus unterwegs und leben mit ihren beiden Söhnen und einem kleinen Hund auf SCUD. Das freundliche Ehepaar ist gerne bereit, unsere neugierigen Fragen zu beantworten. Viele nützliche Ratschläge können sie uns geben über Wetter, Fischfang, Verproviantierung und Schutz vor Mosquitos. Unendlich ist ihr Schatz an Erlebnissen und spannenden Geschichten.
Lange schon haben wir nicht mehr so viel Kontakt zu anderen Seglern gehabt. Vor Anker ist es viel schwieriger Freunde zu finden, wenn man, wie wir bisher, ständig weiterzieht. Es ist schön, in gemütlicher Runde zusammenzusitzen. Allerdings raucht uns nach einiger Zeit ganz ordentlich der Kopf, weil das Gespräch immerhin auf Englisch abläuft und wir uns in den letzten Monaten sehr an die traute Zweisamkeit gewöhnt haben.

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