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In offensichtlicher Harmonie liegen die ehrwürdige anglikanische St. George's Kirche, die Kapitan Keling Moschee, der chinesische "Goddess of Mercy"-Tempel und der hinduistische "Mahamariamman"-Tempel in einer Straße nebeneinander. Stundenlang marschiere ich jeden Tag durch die Stadt und bin fasziniert von den Menschen, den vielen bunten Geschäften und den Düften aus indischen Küchen oder chinesischen und malayischen Straßenständen. Weniger angenehm riecht es dagegen aus den offenen Kanalsystemen, die keinen unachtsamen Schritt verzeihen.

Am 23. Jänner feiern die Chinesen Neujahr. Wir mischen uns am Vorabend unter die Menschenmenge auf der Esplanade vor dem Rathaus und verfolgen die dreistündige Show mit Tanzgruppen, Akrobaten und Sängern. Die tanzenden Drachen sind eine echte Augenweide, wobei jeweils zwei Personen, in ihren Bewegungen perfekt abgestimmt, in einem Kostüm stecken. Das Neue Jahr wird Punkt Mitternacht mit einem spektakulären Feuerwerk begrüßt. Stilvoll lassen wir uns anschließend in einer Rikscha zur Marina heimradeln.
Mein nächster Spaziergang durch die Gassen der Altstadt bietet ein ungewohntes Bild. Im Chinesenviertel sind alle Rollläden geschlossen. Sogar im Komtar, dem modernen Einkaufszentrum, herrscht gähnende Leere. Die Chinesen beherrschen das Geschäftsleben in Georgetown und wenn sie einige Tage zusperren, um mit ihren Familien zu feiern, ist das deutlich zu erkennen. Nur in "Little India" herrscht buntes Treiben wie bisher und vor dem chinesichen Gnadentempel werden tausende Zettel mit Wünschen für das neue Jahr verbrannt, dass mir der Qualm fast den Atem nimmt.

In der Marina laufen hektische Vorbereitungen. Der Premierminister kommt am 24. Jänner zu Besuch. Es gibt "Open house", erfahren wir von den Angestellten. Jeder ist eingeladen und kann sich am Büfett bedienen. Dank Walter und Gisela von der "Atlantis" ergattern wir einen Tisch im großen Festzelt, lauschen der Rede von Minister Abdul Razak und den begeisterten "Satu Malaysia!"-Rufen des Publikums. Die Lust aufs Essen vergeht uns allerdings, als wir die heiße Schlacht um Suppen, Nudelgerichte und Fleischspießchen mitansehen.

Nach neun Tagen Stadtleben mit nächtlicher Musikbeschallung aus der Diskothek ist unser Bedarf an Feierlichkeiten und Wirbel gedeckt. Fünfundfünfzig Meilen weiter nördlich können wir auf den grünen Inseln Langkawis die Ruhe fast spüren. In der Hängematte liegend lassen wir die Seele baumeln, hören Vogelgezwitscher und beobachten Äffchen und Wildschweine am Ufer.


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