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Kräftiger Rückenwind schiebt uns über die False Bay. Bereits vor 9 Uhr kündige ich über Funk auf Kanal 71 unsere Ankunft an. Spilly, der Marinamanager erwartet uns mit einem Mitarbeiter im kleinen Motorboot und hilft uns, an der Mooring festzumachen. Bei Windstärken um die 30 Knoten sind wir ihm dafür sehr dankbar.
Simon´s Town ist ein gemütliches Städtchen. Nette Restaurants, Kaffeehäuser und Trödlerläden, Wäscherei, ATM´s und natürlich Museen reihen sich im britischen oder holländischen Stil entlang der King George Street. Verlaufen können wir uns nicht. Zwischen einer Hügelkette, die zum Kap der Guten Hoffnung führt, und der False Bay gibt es nur eine Straße.
Eigentlich könnten wir die Tage hier echt genießen, wenn nicht der Südostwind weiter zugelegt hätte und mit unglaublicher Beständigkeit mit 40 bis 50 Knoten pfeifen würde. Die Gischt wirbelt von hinten ins Cockpit und vermischt sich mit dem Aschestaub, den der Wind vom letzten Waldbrand über die Bucht weht. Wenigstens haben wir inzwischen Vertrauen zu unserer Mooring und schlafen relativ unbesorgt.


Das absolute Highlight in Simon´s Town sind die "African Penguins" am Boulders Beach. Durch ein Schutzprogramm und ideale landschaftliche Bedingungen konnte sich aus nur 2 Brutpaaren eine Kolonie von 2000 dieser herzigen Tiere entwickeln. Zuerst spazieren wir auf Holzstegen und beobachten die Pinguine zwar aus nächster Nähe, aber getrennt durch einen Zaun. Am eigentlichen Boulders Beach mit seinen riesigen Granitblöcken bewegen sich die putzigen Gesellen ganz ungeniert zwischen den Badegästen. Kaum zu glauben, wenn aus einer Felsspalte plötzlich wieder so eine kleine schwarzweiße Gestalt herauskommt und zielstrebig zum Wasser watschelt.

Drei Tage wollen wir in Kapstadt verbringen. Bevor ich mich nach einem Hotel umschaue, werfen wir nochmals einen Blick auf die Wetterkarte. Wieder ist starker Südost angesagt, der gegen Abend immer noch zulegen soll. Nein, da lassen wir unsere Boote lieber nicht so lange alleine. Am Montag machen uns Lois und ich frühmorgens auf den Weg zum Bahnhof und kommen nach 70 Minuten holpriger, quietschender Zugfahrt in Kapstadt an. Kaum verlassen wir das Bahnhofsgebäude, liegt das berühmte Wahrzeichen vor uns - der Tafelberg. Mit seinen gut 1000m ist das abgeflachte Massiv von der ganzen Stadt aus zu sehen und verleiht ihr einen besonderen Charme. In der Vormittagshitze machen wir uns zu Fuß auf den Weg zur V&A Waterfront-Marina und dem Royal-Cape-Yacht-Club im Hafen, um uns über die recht verwirrenden Ausklarierungsformalitäten zu erkundigen. Sobald es das Wetter zulässt, wollen wir uns nämlich von Südafrika verabschieden und müssen dazu angeblich extra mit dem Boot nach Kapstadt in eine Marina fahren. Da das bei den nur sehr kurzen, günstigen Wetterfenstern kaum machbar ist, versuchen wir eine Ausnahmeregelung in den äußerst sonderbaren Vorschriften zu erreichen.
Danach kaufen wir uns noch ein Ticket für die "Hop on, Hop off" - Busse und lassen uns, inklusive Infos und afrikanischer Musik per Kopfhörer, bequem durch die Stadt kutschieren, hinauf zur Talstation der Tafelberg Gondel und entlang der Atlantikküste mit herrlichen Sandstränden und Luxusvillen zurück zum Bahnhof. Um sieben Uhr sind wir wieder in Simon´s Town, fahren mit dem Dingi im Sturm zurück aufs Boot und werden, wie nach jedem Landgang, wieder einmal klatschnass.
Am Dienstag sind auch Tom, Sonja und Keanu mit von der Partie. Diesmal warten wir allerdings vergeblich auf den Zug. Warum er nicht kommt, weiß keiner.  Also fahren wir mit einem Taxibus zur nächsten größeren Stadt nach Fish Hoek und von dort mit dem Zug weiter nach Kapstadt. Heute müssen wir den Tafelberg bezwingen. Der rote Doppeldeckerbus bringt uns zur Talstation und die Gondelbahn, ein schweizer Fabrikat, das sich bei der Fahrt um 360° dreht, trägt uns bei wolkenlosem Himmel hoch über die Stadt auf 1085m. Auf wunderschönen Wanderwegen am Plateau des "Table Mountains" bestaunen wir bunte Blumen und Sträucher und die unglaubliche Fernsicht über den Atlantik, die Tafelbucht mit Kapstadt und den Bergkamm bis zum Kap der Guten Hoffnung. Angeblich ist der Tafelberg regelmäßig wie mit einem Tischtuch in Nebel gehüllt. Für uns zeigt er sich heute von seiner besten Seite.

In Simon´s Town gibt es nur ein kleines Lebensmittelgeschäft. Für die Fahrt über den weiten Atlantik müssen wir unsere Vorräte auffüllen, vor allem Obst und Gemüse wollen wir noch bunkern. Wir marschieren daher heute früh nochmals zum Bahnhof und verlangen eine Karte nach Fish Hoek. "Der Zug hat Verspätung", meint die Dame am Schalter. Wie lange, weiß sie nicht. Also fahren wir wieder mit dem Taxibus. Das Angebot bei "Pick´n Pay" in Fish Hoek ist ausgezeichnet. Wir füllen unsere Taschen und suchen uns gemeinsam mit den Dreien von Pakia tea eine Fahrgelegenheit zurück. Der Taxifahrer erklärt, er muss einen Umweg machen, da die Straße nach Simon´s Town gesperrt ist. Es brennt seit heute morgen. Das kann doch nicht sein, wir sind doch erst hergefahren, entgegnen wir. "Doch", meint er, "der Zug brennt". Entgeistert sehen wir bald die Rauchwolken, die von der Zuggarnitur durch den starken Wind  bereits auf die umliegenden Hügel übergegriffen haben. Da haben wir wohl wieder mal Glück gehabt...                   
 

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