16. März 09, Las Perlas - Funk und Gezeiten
Wer auf die Perleninseln kommt und Deutsch spricht, muss sich unbedingt bei Günther auf Contadora melden. Seit zwanzig Jahren betreibt er täglich (außer Sonntag) das Pacific Island Net auf der Frequenz 14135 khz. Er schafft Verbindung zwischen den Seglern am weiten Pazifik und sorgt um 00:00 UTC (ab 21. April um 02:00 UTC) für ein nettes abendliches Plauderstündchen. Einige interessante Stunden haben wir vergangene Woche auf seiner Terrasse verbracht, sind von seiner Frau Susanne mit Bier, Cola und Kaffee bewirtet worden und konnten nebenbei noch im Internet stöbern.
Günther legt größten Wert darauf, dass bei allen Booten, die er auf seiner Liste hat, der Kurzwellenfunk auf Vordermann gebracht wird. Er will sie später, wenn sie unterwegs sind, auch gut hören können. Unsere Anlage scheint endlich in Ordnung zu sein. Zum ersten mal nehmen wir im abendlichen Netz Kontakt auf mit Booten auf Galapagos, den Gambierinseln und hören sogar Segler kurz vor den Marquesas. Wir sind begeistert. Die Arbeit in Trinidad hat sich also gelohnt. Wir haben dort die ganze Anlage von backbord nach steuerbord verlegt, eine neue Shakespeare-Antenne gekauft und Erdungsplatten am Rumpf angebracht.
Günther ist leidenschaftlicher Amateurfunker und mit Recht stolz auf die vielen Pokale und Urkunden in seinem Büro, die von Erfolgen bei Funkmeisterschaften zeugen. Auf seiner Funkrunde sind aber Nicht-Funkamateure wie wir genauso herzlich willkommen. Aus unerklärlichen Gründen streikt bereits seit Freitag Günthers Anlage. Heinz von Yab Yum soll ihn heute vertreten und das Netz machen. Aber auch er ist nur schlecht zu hören. Letztendlich greife ich zum Mikrofon und versuche, das Pacific Island Net zu leiten. Abgesehen davon, dass sich zwei Amerikaner auf der selben Frequenz unterhalten, klappt meine Premiere ganz gut. Wer hätte das gedacht?
Der Pazifik erwartet uns mit einer ungewohnten Neuigkeit. Hier auf den Perlas beträgt der Tidenhub (Differenz zwischen Nieder-und Hochwasser) vier bis fünf Meter. Unachtsam geparkte Beiboote sollen angeblich schon weggespült worden sein. Das wollen wir vermeiden. Am späten Vormittag ziehen wir unser Dingi mit vereinten Kräften den langen Sandstrand im Süden der Insel Bayoneta hoch. Es ist zwar immer noch Ebbe und der Wasserspiegel sinkt, aber sicher ist sicher.
Schwarze Felsen in bizarren Formen, ein endloser goldener Sandstrand im Westen, Scharen von Pelikanen in perfektem Formationsflug oder im Sturzflug auf der Jagd nach Sardinen, rosa blühende Bäume unter trockenem Buschwerk - unsere Wanderung öffnet uns die Augen für die unberührte Natur auf diesen Inseln. Einsiedlerkrebse und neugierige Krabben laufen kreuz und quer über den Strand und ein kleiner Leguan verzieht sich ins Gebüsch. Unsere Erkundungen beschränken sich allerdings auf Landausflüge. Das Wasser reizt mit trüben Grün- und Brauntönen, versetzt mit kleinen runden Quallen nicht unbedingt zum Schwimmen. Die Mittagshitze wird durch den leichten Wind erträglich. Unsere Wasserflasche ist fast leer. Mit zwei Kokosnüssen im Gepäck marschieren wir zurück zum Dingi. Aber welche Überraschung - wir sind gefangen! Wo bei unserer Ankunft noch ein Meter Wasser war, sehen wir jetzt nur schroffe Steine. Das bedeutet also, warten auf die Flut. Super, und wann gibt`s was zu essen? Wie Robinson Crusoe machen wir uns über die Kokosnüsse her. Traumhaft erfrischend schmeckt die Milch und das Fruchtfleisch hilft uns, den knurrenden Magen für die nächsten ungeplanten Wartestunden einigermaßen zu beruhigen.