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Tag 10, 2000 km
Am Lake Hawea schlagen wir unser Nachtlager auf. Der Platz wird vom DOC (Department of Conservation) verwaltet und bietet für wenig Geld außer Toiletten und Trinkwasser keinen Luxus. Der heutige Tag war regnerisch und kalt. Dichte Wolken haben uns den Blick auf die Gipfel der Südalpen mit dem über 3700m hohen Mount Cook verwehrt. Umso mehr freut es uns, dass wir gestern den Franz-Josefs-Gletscher erwandert haben. Beim knapp dreistündigen Aufstieg durch dichten Regenwald über glitschige Felsen, schwingende Hängebrücken und Geröll ist der Himmel noch bedeckt. Am "Roberts Point" bricht die Sonne durch und belohnt uns mit einem tollen Blick auf das blauschimmernde ewige Eis und die schneebedeckten Berge. Üppig grüner Regenwald und gleich daneben ein mächtiger Gletscher ergeben eine ungewohnte Kombination, mit der der gute alte Franz-Josefs-Gletscher in den österreichischen Alpen nicht aufwarten kann.
Auf unserer bisherigen Route von der Ostküste der Südinsel quer durchs Land zur Westküste und weiter Richtung Süden hat die weite, oft menschenleere Landschaft häufig ihr Ausehen geändert. Der Westen fängt mit seinen hohen Bergen die Regenwolken ab und bietet saftig grüne Weiden für die riesigen Rinder- und Schafherden. Auf den trockenen Hügeln im Osten müssen sich die Tiere ihr Futter dagegen hart erkämpfen.

Neuseeland hat sich neben der Landwirtschaft dem Tourismus verschrieben. Jede größere Ansiedlung möchte mit Rundflügen, Rafting, Jetboating, Trekking zu Pferd, Golfplätzen, Bungy-Jumping, Sky-Diving, geführten Wandertouren oder zumindest einem Museum mit Souvenirladen die abenteuer- und erlebnishungrigen Gäste ködern, die mit Wohnmobil, PKW und Motorrad durchs Land reisen. Wir picken uns aus den zahlreichen Hinweisschildern am Straßenrand interessante Angebote heraus oder blättern im Reiseführer bei einem Häferl Kaffee an einem besonders schönen Rastplatz am Meer. Wir möchten die beeindruckende Natur erleben und freuen uns über ein zufälliges Tratscherl in der Goldgräberstadt Reefton mit einem pensionierten Minenarbeiter. Leider ist der Kiwislang des alten Haudegen für uns nur schwer zu verstehen.
Bei Westport beobachten wir eine Robbenkolonie. Mama Robbe räkelt sich auf den schwarzen Felsen, während sich die Kidds in den Wellen vergnügen. Die Pancake Rocks von Punakaiki mit den Blowholes sind eine Attraktion, die wir gemeinsam mit Touristen aus aller Welt vom gepflegten Rundwanderweg aus bestaunen. Das geschichtete Kalkgestein erinnert an Pfannkuchen und bei Hochwasser gischt die Brandung meterhoch durch ausgespülte Felshöhlen.

Wir ziehen weiter nach Queenstown und sind schon gespannt auf die Fjordlandschaft des Milford Sound. Gutes Wetter vorausgesetzt, soll das der Höhepunkt einer Tour über die Südinsel sein.

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