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Cairns ist eine nette Stadt, die sich ganz dem Tourismus verschrieben hat. Das "Great Barrier Reef" ist zum Greifen nahe und mit den unzähligen Motorkatamarans und aufgemotzten Segelbooten, vollbeladen mit zahlenden Gästen, in wenigen Stunden zu erreichen. Für die kommenden Tage ist ruhiges Wetter vorausgesagt, daher möchten auch wir die Unterwasserwelt in diesem einzigartigen Revier erkunden. Ohne vorher Informationen einzuholen, trauen wir uns aber nicht ins Wasser. Meine e-mail an eine örtliche Tauchbasis bleibt unbeantwortet. Also rufe ich an und werde kurz angebunden an die "Marine Park Authority" verwiesen. Danke!

Wir fragen uns durch und finden nach allerlei Irrwegen wirklich das Büro der MPAGBR (MarineParkAuthorityGreatBarrierReef). Phil ist äußerst hilfsbereit, stattet uns aus mit Karten über die fünf verschiedenen Nutzungszonen, die zum Schutz des 2300 km langen Riffs eingerichtet wurden und mit einem Verzeichnis aller öffentlichen Mooringbojen. Auskunft über Tauchplätze kann er uns nicht geben, meint er zu Beginn. Im Laufe des Gesprächs erfahren wir jedoch nicht nur viel über Krokodile, Quallen und Haie, sondern er erwähnt als begeisterter Schnorchler und Taucher auch so manche Gebiete, die einen Besuch wert sein könnten.
Bei Green Island nahe Cairns suchen wir zwischen den zahlreichen Korallenköpfen einen geeigneten Ankerplatz. Unser Check-Tauchgang an einem dieser "Bommies" entwickelt sich höchst sonderbar. In dem trüben Wasser verlieren wir uns fast aus den Augen und sind von der grauen Korallenlandschaft enttäuscht. Bald jedoch sind wir umgeben von Fischschwärmen, von denen mich die riesigen Lippfische am meisten faszinieren. Sie zeigen keine Scheu und kommen mit dicken Lippen und Glubschaugen auf mich zu. Wartet ihr vielleicht auf Futter? Nicht von mir, sorry!
Das Michaelmas Riff liegt schon etwas weiter entfernt vom Festland. Langsam wird das Wasser blau und klar. Wieder suchen wir zwischen freistehenden Korallenbänken nach einem Ankerplatz, leider vergeblich. Entweder ist es zu tief oder wir sind zu nahe am Riff. Schließlich hängen wir uns an eine Boje vor der kleinen Sandinsel, die mit ihrem Grasbewuchs ein idealer Nistplatz für tausende Seeschwalben ist. Wir beobachten an Land die krächzenden Vogeleltern mit ihren flauschigen Küken und flüchten vor dem Lärm und Gestank mit Brille und Flossen unter Wasser. Zwischen intakter Korallenwelt tummeln sich Zackenbarsch, Doktorfisch und Co. Staunend betrachten wir die bis zu 1 Meter großen farbenprächtigen Riesenmuscheln.
Das Norman Riff liegt am Außenriff. Die Boje vom Marine Park ist natürlich an der vor südöstlichen Winden geschützten Westseite des Riffs angebracht. Wir versuchen bei unserem Tauchgang so weit wie möglich ums Eck zu schwimmen, die Unterwasserlandschaft bietet aber einen trostlosen Anblick. Geweihkorallen liegen massenweise verstreut am Sandboden und große Tischkorallen sind abgebrochen. In dem relativ seichten Wasser hat wahrscheinlich Zyklon Yasi seine Spuren hinterlassen.
Noch einen Tag gönnen wir uns draußen am Barriere Riff, bevor der Wind wieder zulegen soll. Weit ab vom Land ankern wir am St. Crispin Riff in glasklarem Wasser. Nur ein paar Korallenblöcke sind bei Niederwasser zu sehen, ansonsten erfreuen wir uns an den feinen Farbtönen von türkis bis dunkelblau. Wir beladen unser Dingi mit der Tauchausrüstung und fahren zu einer Boje an der nördlichen Riffkante. Endlich erleben wir einen Tauchgang nach unseren Vorstellungen. Entlang zerklüfteter Formationen tauchen wir zu einer Steilwand, an der wir langsam bis 32 Meter absinken und riesige Fächer aber auch winzige Schnecken bewundern. Aus kleinen Höhlen strecken ansehnliche Langusten ihre Fühler. Abgesehen von einem Großen Barrakuda und einem Riesendrückerfisch zeigen sich eher wenige Fische. Das St. Crispin Riff liegt in der blauen Zone, in der Fischen erlaubt ist.
Der Ankerplatz wird bis zum Morgen zunehmend schaukeliger. Zufrieden mit unserer Exkursion nehmen wir bei angesagten Winden bis 25 Knoten vorerst wieder Kurs aufs Festland und steuern das historische Cooktown an.


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