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25. Februar 2009, 12:40 Ortszeit - Animation der Webcambilder
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Nach dem Mittagessen gönnen wir uns ein wohltuendes Schläfchen. Wir sind beide ziemlich geschafft. Den ersten Tag im Pazifik verbringen wir an Bord. Wir liegen vor Anker, umgeben von mindestens sechzig Booten, in 21 Grad kaltem, braunen Wasser vor Panama City im Osten der Flamenco Marina.
Der Panamakanal ist für uns Geschichte, ein unvergessliches Erlebnis!


Am Montag rufe ich nochmals die Kanalverwaltung an. Ja, für morgen wird der Termin bestätigt. Der Pilot wird um 17Uhr45 kommen. Ein letztes mal fahren wir mit dem Taxi zum Rey Supermarkt. Unsere Linehander und der Pilot sollen auf Felix gut versorgt sein.
Am Dienstag mache ich mich gleich nach dem Frühstück ans Werk und bereite die Mahlzeiten vor. Ich möchte die Durchfahrt life miterleben und nicht die ganze Zeit in der Küche stehen. Lois dekoriert Felix an jeder Seite mit sieben Autoreifen und setzt dazwischen noch unsere eigenen Fender. Sehr hübsch! Jetzt kann jeder sehen - die gehen heute durch den Kanal. Gemeinsam lichten wir den Anker. Die Ankerkette ist nach einem Monat im Hafenbecken von Colon dicht mit Seepocken und Algen bewachsen und der Anker hält bombenfest im dicken Schlick. Erst nachdem Lois mit dem Boot über den Anker fährt, löst er sich. Wir ankern neu und hoffen, dass wir ihn schneller frei bekommen, wenn der Pilot an Bord ist.
16Uhr: Lois holt mit dem Dingi die Linehander ab. Andrea und Heinz liegen mit ihrer "Yab Yum" bereits vor Panama City. Mit dem Bus sind sie wieder nach Colon gefahren und warten beim Yachtclub. Peter aus der Schweiz macht sich auf seiner "Green Coral" bereit. "Willkommen an Bord! Super, dass ihr für uns Zeit habt."
Auf einem österreichischen Boot bemühe ich mich auch um österreichische Küche. Bei Gulasch, Spätzle, Krautsalat und einem (!) Bier stärken wir uns für die kommenden Aufgaben. Käpt`n Alois hat schon vor dem Essen seiner Crew die wichtigsten Instruktionen gegeben. Außer mir haben alle bereits Kanalerfahrung. Wir werden mit zwei Einrumpfbooten im Päckchen durch die Schleusen gehen, Felix in der Mitte, Kalida aus England an steuerbord und Contrails aus den USA an backbord. Langsam wird es dunkel. Der Pilot hat natürlich Verspätung. Wir vertreiben uns die Zeit mit Seiltricks und Kanalgeschichten.
19Uhr: Das Pilotboot nimmt Kurs auf Felix, kommt gefährlich nahe. Andrea steht mit dem Panikfender bereit. Der Pilot steigt herüber, das Boot setzt zurück. Geschafft! Roy begrüßt die Mannschaft. Wir gehen Anker auf, ohne Probleme, und nehmen Kurs auf die drei Meilen entfernten Gatunschleusen. Lois steuert durch die finstere Nacht und orientiert sich an den roten Tonnen an steuerbord und den grünen an backbord. Kalida und Contrails folgen uns. Die Schleusen sind taghell erleuchtet und tauchen nach etwa einer Stunde wie eine Stadt vor uns auf. Es wird Zeit, das Päckchen zu schnüren. Wir bereiten die Festmacher an Bug und Heck vor, von den beiden Monohulls kommen die Springleinen. Peter und ich arbeiten am Heck, Andrea und Heinz am Bug. Lois steht am Steuer und der Pilot überwacht das Manöver. "Very good!" Roy ist ein ruhiger Typ uns spart nicht mit Lob. Contrails ist fest, Kalida legt an. Bugleine, Heckleine, Springs - das Päckchen ist fertig. Gatunschleuse, wir kommen!

Ein dicker Frachter, die "Algarve" aus Malta, überholt uns und fährt in die erste Schleusenkammer ein. Lois steuert sein träges Gespann hinterher. Die Linehander auf den äußeren Booten bekommen jetzt alle Hände voll zu tun. Von den Schleusenwänden werden ihnen dünne Seile mit kleinen Knäueln, den sogenannten Affenfäusten, zugeworfen. Sie binden ihre eigenen dicken Leinen daran fest, worauf die Kanalarbeiter das Ganze nach oben ziehen und unser Dreierpaket auf diese Weise in der Mitte des Schleusenbeckens stabilisieren. Das wuchtige Tor wird geschlossen, die Schleuse wird geflutet. Vor uns bilden sich beeindruckende Wasserwirbel. Mit dem Wasser steigt auch der Pulsschlag. Die Leinen werden nachgespannt. Kalida hat aufmerksame Helfer, der ältere Herr bei den Amerikanern meint jedoch, fotografieren wäre wichtiger. Das Paket tanzt nach steuerbord. So pass doch auf, du bist doch für uns alle verantwortlich! Roy gibt ihm Anweisungen, sehr ruhig aber bestimmt. "Very good, we are fine, thank you!" Die "Algarve" startet die Maschinen. Ein Sprudelbad bewegt sich auf uns zu. Lois ist voll konzentriert und hält mit unseren zwei Motoren das Päckchen stabil. Nur manchmal helfen Kalida und Contrails auf Anweisung unseres Pilot mit.
Hinter dem großen Frachtschiff fahren wir in die zweite Schleusenkammer. Das Spiel wiederholt sich ein zweites- und noch ein drittes mal. Wir haben das Niveau des Gatunsees erreicht, lösen die Leinen zu den beiden anderen Booten und machen nach einer halben Meile an einer riesigen Boje fest.
22Uhr30: Roy wird abgeholt. Der neue Pilot soll morgen Früh um 06Uhr15 kommen. Wer´s glaubt. Wir lassen den Abend in der ungewohnten Stille des Sees bei Bier und Chips ausklingen. Es wird ein Uhr bis wir uns endlich ins Bett verziehen.

06Uhr: Tagwache! Der Wecker läutet. Auch die Brüllaffen melden den Tagesbeginn. Ich bin noch im Bad, da höre ich Lois mit jemandem sprechen - auf englisch... Der Pilot ist tatsächlich pünktlich. Unsere Crew taucht verschlafen aus dem Steuerbordrumpf auf. Andrea wäre noch gerne schwimmen gegangen. Leider ist keine Zeit. Wir lösen die Leinen und setzen die Fahrt über den Gatunsee fort.
Üppiger Regenwald umgibt den See, der erst beim Kanalbau durch die riesige Staumauer am Chagres River entstanden ist. Über eine weite Strecke musste dadurch nicht gegraben werden, dafür ist aber ein Niveauunterschied entstanden, der überwunden werden muss. Die drei Gatunschleusen führen vom Atlantik hinauf zum See, die Pedro Miguelschleuse und die zwei Mirafloresschleusen hinunter zum Pazifik. Strömender Regen und die vorsichtig hervorblinzelnde Sonne zaubern einen prächtigen Regenbogen übers Wasser. Gemächlich gleiten wir an kleinen Inseln, Baumaschinen und entgegenkommenden Frachtern vorüber. Um halb zwölf Uhr müssen wir an der nächsten Schleuse sein. Die Crew macht es sich im Cockpit gemütlich, ich sorge für`s leibliche Wohl und Ivan, unser neuer Pilot, nützt die Zeit für ein Nickerchen.

Vor der Pedro Miguelschleuse formieren wir uns wieder zum Päckchen. Unser Helfer freuen sich, endlich wieder etwas zu tun zu haben. Das Manöver läuft ab wie geschmiert. Gekonnt steuert Lois sein breites Gefährt in die Schleusenkammer. Das Tor schließt sich, das Wasser wird abgesenkt, wir fahren wieder raus. Ohne jeden Stress für uns in der Mitte, nur die seitlichen Linehander müssen aufmerksam sein und die Leinen regelmäßig nachlassen. Über den kleinen Mirafloressee bleiben wir verschnürt und absolvieren gemeinsam mit einem dichtbesetzten Ausflugsboot vor uns und einer großen Motoryacht hinter uns die beiden Mirafloresschleusen. Wir vergessen auch nicht, in die Webkamera zu winken und hoffen, unsere Kinder und unsere Freunde daheim vor dem Computer können uns sehen.
Die letzte Schleusenkammer öffnet sich. "Welcome to the Pacific", sagt der Pilot. Es ist doch ein großer Augenblick. Der riesige Stille Ozean liegt vor uns. Ich schenke sechs Stamperl Rum ein. Der Moment gehört gewürdigt. Ivan lehnt dankend ab, im Dienst trinkt er nichts. Seinen Rum bekommt Neptun. Er möge uns weiterhin gut gesonnen bleiben.

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