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Unsere Hoffnung ist gleich null. Trotzdem segeln wir im Morgengrauen von Dominica los Richtung Martinique, um vor Dienstschluss der Gendarmerie in St. Pierre anzukommen. Monsieur Colin nimmt wohl an, ich hätte in den vergangenen drei Tagen einen französisch Intensivkurs gemacht. Er überschüttet uns mit einem Redeschwall, von dem ich angestrengt lauschend nur entnehme, der Dieb wurde nicht gefunden. Leicht deprimiert geben wir dem Gendarmen noch unsere e-mail Adresse, sollte sich doch noch etwas ergeben. "Merci beaucoup et aurevoir!"

Dominica hat uns gut getan nach unserem bösen Erlebnis. Umrahmt von Palmen, Mandelbäumen und üppig grünen Hügeln liegen wir vor Anker in der Prince Rupert Bay vor Portsmouth im Nordwesten der Insel. Die gesamte Westküste von Dominica wurde, mit Ausnahme dieser Bucht und einem Abschnitt im Süden vor der Hauptstadt Roseau, zum Meeresschutzgebiet erklärt. Hoffentlich wirklich zum Schutz des Meeres, vielleicht auch nur, damit die Boatboys und Guides leichter ihre Geschäfte machen können. Wir sind umrundet von etwa fünfzig Yachten mit hauptsächlich amerikanischer, kanadischer und französischer Flagge. Auch einige deutsche Segler liegen hier und inklusive Felix weht von vier Booten die österreichische Fahne. Das ist eine kleine Sensation. M+M von der Shalimardue sind natürlich auch dabei.
"Cobra", einer der alteingesessenen Boatboys von Portsmouth, legt als erster bei uns an. Für Freitag Nachmittag vereinbaren wir mit ihm die berühmte Indian-River-Tour. Von seinem pfeilschnellen Motorboot steigen wir an der Flussmündung um in ein Ruderboot. Die Muskelarbeit überlässt die große Cobra dem kleinen Roy. Ruhig gleiten wir den Fluss hinauf. Unglaublich malerisch spiegeln sich Bwa Mang Trees, Palmen und wilder Hibiscus im grünen Wasser. Auf den Bäumen sonnen sich Leguane und zwischen den weitverzweigten Wurzeln nisten Moorhühner und Reiher. Traumhaft!
"Möchtet ihr morgen eine Tour in den Regenwald machen?" Unser Guide würde gerne noch mehr Geld mit uns verdienen. Wir lehnen dankend ab, schnüren lieber unsere Wanderschuhe und erkunden am nächsten Tag auf eigene Faust die "Cabrits". Auf diesem strategisch günstigen Punkt im Norden der Prince Rupert Bay wurde im 18. Jahrhundert abwechselnd von Franzosen und Engländern "Fort Shirley" errichtet. Die Arbeit haben natürlich, wie damals in der Karibik überall üblich, Sklaven erledigt. Seit 150 Jahren ist die Anlage verlassen und dicke Wurzeln umschließen die verfallenen Mauern. Ein Teil wird seit zwanzig Jahren renoviert und touristisch aufbereitet. Schließlich sollen die Ruhmestaten der Eroberer für die Nachwelt erhalten bleiben.

Müde und verschwitzt kommen wir gegen sechs Uhr zurück aufs Boot. Die Sonne geht bald unter. Das ist die wichtigste Stunde des Tages. Rundum werden die Dingis zu Wasser gelassen. Eigentlich würden wir uns gerne ausrasten, ein bisschen Gesellschaft wäre aber auch ganz nett. Die Meute trifft sich bei "Big Papa" zum Sundowner. Zu unseren guten alten Bekannten kommen neue dazu. "Ah ihr seid die, wo eingebrochen wurde. Tut uns leid für euch!" Unsere Geschichte macht die Runde und das ist auch gut so. Möglichst viele Seglerfreunde sollen dadurch gewarnt werden. Wieder erfahren wir von anderen Missgeschicken und schlimmen Erlebnissen. Das baut uns nicht wirklich auf, schließlich wollen wir noch länger in der Karibik bleiben. Schauergeschichten verbreiten sich halt leider viel schneller als gute Nachrichten.
Big Papa`s Rum Punch ist ein Hammer. Schon ein Glas von dem höllischen, süßen Getränk führt zu massiven Sprachproblemen bei harten Seebären und -innen. Kreuz und quer fliegen Seglerlatein und sonstige Anekdoten. Weil morgen Palmsonntag ist erwähne ich zufällig, dass ich zu Ostern, egal wo ich bin, Ostereier färbe. Waltraud von der Salina Due bringt vor Staunen den Mund nicht mehr zu. "Du hast wirklich Eierfarbe an Bord", wiederholt sie mindestens ein Dutzend mal. Das gibt es nicht! Sie hat geglaubt, in langen Jahren alles erdenklich Mögliche am Schiff angehäuft zu haben. Eierfarbe war eben nicht dabei.

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