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Untermalt von schauriger Musik führen uns Kinder in einem Tanz vor, wie Käpt´n Cook 1774 von den Inselbewohnern aus Angst vor Krankheiten daran gehindert wurde, an Land zu gehen.
Es ist Sonntag der 4. Oktober, als wir vor dem Hauptort Alofi an einer Boje festmachen und über Funk mit "Niue Radio" Kontakt aufnehmen. Die freundliche Frauenstimme heißt uns herzlich willkommen, teilt uns aber mit, dass wir die Insel nicht betreten dürfen. Erst am Montag können wir einklarieren und so lange müssen wir am Boot bleiben. Die wilden Zeiten sind vorbei, vorsichtig sind die Insulaner immer noch.

Der selbständige Inselstaat Niue unterscheidet sich landschaftlich stark von den Atollen und Vulkaninseln, die wir bisher gesehen haben. Auf einem "Seamount", der aus viertausend Metern aufragt, hat sich schroffes Kalkgestein aus Korallen abgelagert. Umrahmt von dreißig Meter hohen Klippen, die unermüdlich von der Brandung geformt werden, erstreckt sich das üppig bewachsene, flache Land. Mit seinen etwa 270 km2 ist Niue der größte und höchste Korallenblock der Erde.
Segler sind auf dieser abgelegenen Insel gern gesehen. Neben den wenigen Urlaubern, die jeden Freitag mit "Air New Zealand" ankommen, bringen sie Geld und Abwechslung für die einheimische Bevölkerung. Bevor wir uns im "Niue Yacht Club" mit einem köstlichen Eis erfrischen können, müssen wir eine ungewohnte Hürde überwinden. Das Dingi soll mittels Kran über die hohe Kaimauer befördert werden. Beim ersten mal ist das recht aufregend, wird uns aber bald zur Routine. Commander Keith vom Yacht Club kümmert sich rührend um seine Gäste, fährt uns mit dem Auto herum und gibt uns erste Einblicke ins örtliche Geschehen. Vor fünf Jahren hat der Zyklon "Heta" die Insel schwer getroffen, erzählt er. Die Wellen waren zehn Meter höher als die Klippen und haben sowohl unter Wasser alle Korallen, als auch an Land viele Häuser weggerissen.
Die kleinen Dörfer entlang der Küste machen einen trostlosen Eindruck. Ein Großteil der Häuser sind verlassene Ruinen. Fünftausend Menschen haben 1966 auf Niue gelebt, heute sind es nur noch eintausenddreihundert. Die jungen Leute wandern aus nach Neuseeland. Sie brauchen Arbeit und Unterhaltung. Dafür verbringen Kiwi-Pensionisten ihren Ruhestand auf diesem sonnigen Eiland.
Die Hauptattraktion der Insel sind seine wunderschönen Höhlen. Wir parken das Leihauto und marschieren über steinige Waldwege, klettern über scharfkantige Felsen und werden immer wieder durch unglaubliche Bilder belohnt. Neugierig betreten wir Gänge und Höhlen und bewundern mächtige Stalagtiten und Stalagmiten in zarten Grün- und Orangetönen. Vor uns bricht sich kristallklares Wasser am schmalen Riff und wechselt seine Farbe von tiefem Blau über Türkis zu weißer Gischt. Und das Beste daran - außer uns ist keine Menschenseele da.
Mit "Niue Dive" erkunden wir die Unterwasserwelt. Auf eigene Faust ist das schwer möglich, da die schönen Plätze nicht leicht zu finden sind. Ean führt uns auf fünf Metern zu einem Schlot, durch den wir abtauchen und auf fünfundzwanzig Metern wieder ins Freie kommen. Der Meeresboden ist stark zerklüftet. Um uns tummeln sich altbekannte Fischlein und dazwischen welche mit neuen Mustern und Formen. Der Einfallsreichtum der Natur kennt keine Grenzen. Leider gibt es nur sehr wenige, kleine Korallen. Zyklon Heta hat wirklich gründlich aufgeräumt. Der zweite Tauchgang zur "Bubble Cave" ist ein besonderes Erlebnis. In einer luftgefüllten Tropfsteinhöhle tauchen wir auf. Die unterschiedlichsten Farben und Formationen schimmern im Licht der Tauchlampe. Schwarz-weiß geringelte Wasserschlangen räkeln sich dekorativ auf den Felsen. Ich bin etwas verunsichert, schließlich sind diese Tiere sehr giftig. "Keine Angst", beruhigt uns Ean. "Ihr Mund ist viel zu klein. Die können euch nicht beißen." Na dann ist ja alles gut. Nach den Haien auf den Tuamotus die Wasserschlangen von Niue - ich bin schon gespannt, was als Nächstes kommt.

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